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38
Rolfing
I
Prävention oder Behandlung von Beschwerden?
Rolfing kann bei Beschwerden des Bewe-
gungsapparates helfen.
schwerden an der Stelle zu behandeln,
an der sie am deutlichsten spürbar
sind. Dies birgt jedoch die Gefahr, am
Detail hängenzubleiben und den Blick
für das Ganze zu verlieren. Rolfing folgt
hier einer anderen Logik. Beschwerden
haben selten eine einzige, klar erkenn-
bare Ursache. Oft ist eine Vielzahl von
Faktoren, die sich gegenseitig ver-
stärken können, für das Auftreten von
Schmerzen verantwortlich. Überdies
sind die Ursachen von Beschwerden
oft nicht dort zu finden, wo die Sym-
ptome auftreten. Beschwerden treten
häufig an einer beliebigen Stelle ent-
lang einer Kette von sich gegenseitig
bedingenden Fehlfunktionen und Fehl-
spannungen auf. Das Einbeziehen des
ganzen Körpers mit seinen Haltungs-
und Bewegungsmustern in Diagnose
und Behandlung stellt sicher, dass die
gesamte Kette von Funktionsstörungen
berücksichtigt wird. Die Chance auf
einen nachhaltigen Behandlungserfolg
erhöht sich dadurch beträchtlich.
Für die Verfolgung seiner Ziele stützt
sich Rolfing auf gesicherte Erkenntnis-
se aus verschiedenen Disziplinen von
Medizin und Wissenschaft. Gleichzeitig
hat Rolfing eine eigenständige, von der
Schulmedizin abweichende Sichtwei-
se des Körpers entwickelt. Die Schul-
medizin stützt sich bei Diagnose und
Therapie von körperlichen Beschwer-
den vorwiegend auf eine anatomische
Sichtweise des menschlichen Körpers.
Das bedeutet eine Konzentration auf
kleine Details, z.B. Position und Zu-
stand eines einzelnen Wirbels oder
einer Bandscheibe. Diese Betrachtung
ist äußerst erfolgreich, weil sie viele
Probleme im Körper erklären kann.
Allerdings stößt sie, wie jedes Modell,
auch an Grenzen. Durch die Konzentra-
tion auf immer kleinere Details drohen
die großen Zusammenhänge im Körper
manchmal verloren zu gehen.
Rolfing beginnt dagegen mit der Be-
trachtung des ganzen Körpers und sei-
ner Haltungs- und Bewegungsmuster.
Die fürs Rolfing typische Betonung des
Fasziennetzes des Körpers (siehe dazu
S. 18 ff.) fördert eine ganzheitliche
Sichtweise des Körpers.